„Der kleine Freischütz“ verkürzt und anders erlebt
Für die Schüler des Staatlichen Gymnasiums „Hermann Pistor“ Sonneberg gab es in der Wolke 14 eine etwas andere Musikstunde.
Sonneberg – „Endlich mal nicht im langweiligen Klassenraum“, das dachten sich wohl einige der Schüler der siebten und neunten Klassen, als sie am vergangenen Montag ihren Weg zur Wolke 14 im Stadtteil Wolkenrasen antraten. Der Saal war so voll besetzt, dass noch Stühle herangetragen werden mussten und auf den Sitzreihen zusammengerutscht werden musste. So hatten dann alle wirklich einen Platz. „Der kleine Freischütz“ in einer zwar verkürzten Version des Originals „Freischütz“ von Carl Maria von Weber aber mit allen wichtigen Szenen und Arien , wurde hier von der Dresdner Kammeroper dargestellt. Ein Ziel der Aufführung war es, den Schülern die Handlung des „Freischütz“ nahezubringen. Ganz unbekannt ist dieses Musikstück den Gymnasiasten nicht, gehört es doch zum Lehrplan in Klasse 7. Die Idee, das Dresdner Ensemble einzuladen und den Schülern den „Freischütz“ so näherzubringen, hatte Musiklehrerin Kristin Degner-Engelhardt.

Die zirka 250 Schüler lauschten dem schönen Spiel und Gesang von Karolin Böckelmann als Agathe, Jeanette Ender als Ännchen, die als Freundin, Cousine und Beraterin in allen Lebenslagen Agathe zur Seite stand, Jens-Uwe Mürner als zweiter Jägerbursche Max und Thomas Ender als zwielichtiger Kasper, wobei Ender gleichzeitig für Leitung, Regie und Idee verantwortlich war. Besonders auffällig war die musikalische Leistung von Jihye Ha am Klavier. Sie ersetzte mit nur einem Instrument und sehr großem Talent beinahe ein ganzes Orchester.
Zu Beginn der Vorstellung wurde zunächst einer der Schüler ausgewählt, um die Rolle des Bauern Kilian im Stück zu übernehmen. Thomas Ender, der zuvor erklärt hatte, wie diese Veranstaltung ablaufen wird und wie es zur Zeit des „Freischütz“ in der Welt aussah, fragte in die Runde der Schüler. Jan Amberg aus der siebten Klasse erklärte sich bereit, diese Rolle zu übernehmen. Alle waren sehr froh, dass ihnen die zweieinhalbstündige Originalfassung erspart blieb und sie die verkürzte Version miterleben durften. Danach ging es auch schon richtig mit der Handlung der Kammerfassung des „Freischütz“ los.

Die Geschichte handelt von dem zweiten Jägerburschen Max, der um die Hand seiner wunderschönen Geliebten Agathe anhalten will. Dafür muss er jedoch sein Können als Jäger und Schütze unter Beweis stellen. Es fallen Schüsse, die mit Special Effekts wie Licht, Rauch und einem großen, ohrenbetäubenden Knall untermalt sind. Kilian, ein reicher Bauer, der die Schüsse abgegeben hat, trifft Max jedoch nicht. So gewinnt Kilian feierlich das Schützenfest im Dorf, da Max eine Pechsträhne, ausgelöst durch den bösen Samiel, den Teufel, verfolgt. Max muss sich also bei einem Probeschuss beweisen. Nur so kann er doch noch der Mann der zauberhaften Tochter des alten fürstlichen Erbförsters Kuno werden. Aus Verzweiflung lässt er sich von Kaspar, dem ersten Jägerburschen, in seltsame und dunkle Angelegenheiten verwickeln. Eines Tages um Mitternacht treffen sich die beiden zum Gießen der Freikugeln in der unheimlichen Wolfsschlucht. Freikugeln sind Kugeln, die ihr Ziel immer treffen. Genau das kann Max gut gebrauchen. Während des Gießens wird der Saal in eine geheimnisvolle Atmosphäre getunkt, überall Nebel und Rauch. Die Feuerstelle dampft vor lauter bösen Mächten, die hier ihre Finger im Spiel haben und der Kessel erglüht rot. Was Max jedoch nicht weiß, ist, dass Kaspar ihn über’s Ohr hauen will, indem er ihm die letzte von den sieben Freikugeln zum Schuss überlässt. Nur der Teufel selbst bestimmt, wen oder was diese Kugel trifft. Max besitzt nun vier der sieben Freikugeln und Kaspar die restlichen drei. Durch eine weitere List – das Verschießen von sechs Freikugeln durch Übungsschüsse – gelingt es Kaspar, dass Max die Teufelskugel zum Probeschuss verschießen muss. Der Teufel will, dass Max beim Probeschuss seine eigene Braut trifft und nicht sein eigentliches Ziel. Glücklicherweise wird dies von einem barmherzigen Eremiten abgewendet, der die Kugel ein weiteres Mal umlenkt, so dass sie Kaspar selbst trifft und ihm so seine Sünden heimzahlt. Max klärt die Lage und seine Taten auf und darf Agathe zur Frau nehmen.

Nach eineinhalb Stunden nimmt die Geschichte des Jägerburschen Max also doch noch ein Happy End. Nach der Vorstellung konnten noch Fragen an die Darsteller gestellt werden und Kristin Degner-Engelhardt überreichte mit einer kleinen Danksagung Präsente an die Spieler und Sänger. „Schön, wenn man das Gelernte so auch einmal erlebt“, waren sich die Schüler nach dieser etwas anderen Musikstunde einig.

Pauline Rinke - (Freies Wort vom 16.11.2016)